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Friedrichstadt zwischen Moulin Rouge und Las Vegas


V. l. n. r.: Dr. Berndt Schmidt und Frederik Hanssen


Kein geringerer als der neu berufene Geschäftsführer Dr. Bernd Schmidt platziert den von ihm geleiteten Berliner Palast in der Friedrichstraße zwischen dem weltgrößten Revuetheater Las Vegas in den USA und das dem Namen nach weltweit bekanntesten Haus der heiteren Muse Moulin Rouge in Paris.
Verdient diese Wertschätzung ein Ausrufe- oder ein Fragezeichen? Jedenfalls scheint es vorerst ein auf die Größe der Kulturstätten bezogener Faktor zu sein.

Inwieweit der Friedrichstadtpalast den beiden künstlerisch das Wasser reichen kann, muss die Zukunft zeigen. Allein am Beifall gemessen, den das erste von Intendant Dr. Schmidt protegierte, jetzt laufende Programm „Glanzlichter der Revue“ bot, scheint die Rückbesinnung auf eine Estrade von Einzelnummern in kurzweiliger Folge von Tanz, Gesang und Artistik beim Publikum besser anzukommen als ein thematisch, durchgestyltes Konzept a la Operette oder Musical.

Lange habe ich nicht von Auftritt zu Auftritt so viele beifallbekräftigende Bravorufe von den ausgebuchten 1900 Sitzen gehört wie diesmal bei den „Glanzlichtern“.

Wohltuend der Übergang von Nummer zu Nummer gänzlich ohne einen manchmal billige Software servierenden zwischengeschalteten Conferencier. Dennoch, bis der Beifall einmal eine Laola-Welle auslöst, dürfte es zwischen dem Fontänen speiendem Wasserbecken unten und der Palastkuppel hochdroben noch viel niveauvoll zu gestaltenden Raum geben.

Schön zu hören, wie frisch Dr. Schmidt auf den ob seiner Statur auf ihn „herabschauende“ locker das Frage-Antwort-Duell führende Moderator Frederik Hanssen die neue Aufgabe anzugehen gedenkt.
Schmidt will sich auf den Grund und Boden besinnen, auf dem der Friedrichstadtpalast gleich neben dem S-Bahnhof Friedrichstraße seit eh und je zu Hause ist. Das sind die Hauptstadt und die märkische Heide. In erster Linie für die Berliner und Brandenburger als Gäste soll das Programm stets verlockend sein. Ohne dabei in Provinzialismus zu verfallen, wie die Glanzlichter des Chansons mit ihrem internationalen Repertoire bewiesen.

Und noch eins spricht für die Um-, Neu- oder Wiederbesinnung des Friedrichstadt-Palastes: Ins Blickfeld rückt stärker die Vater-Mutter- und Oma-Opa-Generation „40 Plus“. Für die über 40jährigen werden vertraute Chansons, Melodien und Rhythmen – eben Evergreens des vergangenen Jahrhunderts- mehr zu hören sein als das, was „Tokio Hotels“ und gleichtönende Bands ihrem gleichaltrigen jugendlichen Anhang kreieren.

Dazu eine Artistik, die die respekterheischende Höhe, die auslandende Breite und die weitreichende Tiefe der Palastbühne - mit 1 300 Quadratmetern die Nummer 1 in Europa - ins Spiel bringt. Ein Vorzug auch gegenüber anderen (Berliner) Bühnen, den es bei der Wahl der Athleten und ihrer Technik wie beim doppelten Rhönrad (genannt Todesrad) zu nutzen gilt. Dennoch hat mich der „Bodenkünstler“ mit den Hula-Hoop-Reifen am meisten beeindruckt. Wer hat schon einen Reifen um seine Nasenspitze kreisen lassen? Noch nie zuvor gesehen. Das sagt einer, der so gut wie jede Zirkusrevue von Monte Carlo interessiert verfolgt, wo sich bekanntlich einmal im Jahr die Weltspitze der Akrobatik präsentiert. Bleibt noch das Ballet der ausgezeichnet elastischen Girlreihe, das im Pendant mit den Tänzern des Ensembles nahezu komplett der zweiten Hälfte des Programms die ihm eigenen „Glanzlichter“ aufsetzte.

Offen ist auf jeden Fall: Wie weit ist unser Friedrichstadt Palast an Moulin Rouge vorbei und Las Vegas auf den Fersen? Vielleicht ist das nächste große Programm „Qi – eine Palast-Phantasie“, die bereits für den Herbst einstudiert wird, schon ein Schritt dahin.

Ein Beitrag von Werner B. Hoppe
Fotos: Agentur Baganz


Friedrichstadtpalast Berlin

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